Das westfälische Plattdeutsch im Münsterland, oft auch als „Münsterländer Platt“ bezeichnet, ist eine regionale Variante des Niederdeutschen, die besonders in der Region um Münster gesprochen wird. Diese Mundart weist einige spezifische sprachliche Merkmale auf, die sie von anderen plattdeutschen Dialekten, auch innerhalb Westfalens, abheben. Der folgende Bericht untersucht die Geschichte, linguistischen Eigenheiten, kulturelle Bedeutung und aktuelle Situation der münsterländischen Mundart im Kontext des westfälischen Plattdeutschen.
1. Geschichte und Verbreitung des Münsterländer Platt
Die Geschichte des Münsterländer Plattdeutschen ist eng mit der Entstehung des Westfälischen verbunden, das seine Wurzeln im Altsächsischen hat und sich später im Rahmen des mittelniederdeutschen Sprachraums weiterentwickelte. Im Münsterland hatte das Plattdeutsche über Jahrhunderte eine zentrale Bedeutung im Alltagsleben der Menschen, da es bis zum Einzug des Hochdeutschen die dominierende Sprache in Verwaltung, Kirche und Gesellschaft war.
Mit der Einführung des Hochdeutschen als Standardsprache im 16. Jahrhundert und der zunehmenden Verbreitung in Schulen und Kirchen begann das Niederdeutsche, in schriftlicher und öffentlicher Nutzung an Bedeutung zu verlieren. Dennoch hielt sich das Plattdeutsch im Münsterland als gesprochene Sprache über viele Generationen hinweg, vor allem in ländlichen Gebieten und in der bäuerlichen Bevölkerung. Noch heute gibt es in Städten wie Münster, Warendorf und Billerbeck ältere Generationen und engagierte Sprachgruppen, die das Münsterländer Platt pflegen und weitergeben.
2. Linguistische Merkmale des Münsterländer Plattdeutsch
Das Münsterländer Plattdeutsch besitzt eigene Sprachmerkmale, die es von anderen westfälischen Dialekten abheben. Die Unterschiede zeigen sich vor allem in der Aussprache, Wortbildung und im Satzbau.
a) Phonologische Merkmale
- Vokale und Diphthonge: Ein typisches Kennzeichen des Münsterländer Platts ist die Aussprache des „ü“ und „ö“, die in anderen plattdeutschen Dialekten oft anders ausgeprägt sind. Der Laut „ei“ wird häufig als „ai“ ausgesprochen. So wird z.B. „meik“ statt „ich“ für „mich“ verwendet.
- Konsonanten: Das Münsterländer Platt behält oft den „d“- und „b“-Laut am Wortanfang bei, der in anderen Dialekten teilweise durch stimmlose Varianten ersetzt wird. Dies unterscheidet es z.B. vom nordniedersächsischen Platt, das mehr Verschiebungen aufweist.
b) Morphologie und Grammatik
- Personalpronomen und Artikel: In der ersten Person Singular wird „ek“ oder „ik“ anstelle von „ich“ verwendet, wobei das „k“ am Wortende im Münsterländer Platt stärker betont wird. Die Formen von „du“ (dü) und „wir“ (wi) sowie andere Pronomen können ebenfalls variieren.
- Verben und Tempus: Typisch für das Münsterländer Platt ist die Verwendung verkürzter und lautmalerischer Verbformen. Das Präsens und das Perfekt haben oft vereinfachte Formen. Beispiel: „Du hest” (hochdeutsch: „du hast“) wird oft verkürzt zu „De hest“.
c) Wortschatz und Redewendungen
Das Münsterländer Plattdeutsch besitzt einen umfangreichen Schatz an einzigartigen Wörtern und Redewendungen, die speziell in dieser Region verwendet werden. Alltagsbegriffe und Ausdrücke haben oft eine anschauliche, bildhafte Bedeutung. Zum Beispiel:
- „Piepenköter“: Ein scherzhafter Begriff für einen kleinen, oft bellenden Hund.
- „Mökeln“: Bedeutet „meckern“ oder „murren“.
- „Knibbeln“: Eine Redewendung, die für das Lösen oder Basteln an etwas verwendet wird.
d) Syntax
Der Satzbau im Münsterländer Platt weist oft Vereinfachungen und kurze Strukturen auf. In bestimmten Fällen können Sätze, die im Hochdeutschen den Konjunktiv verwenden, im Münsterländer Platt im Präsens oder Präteritum formuliert werden. Auch die Reihenfolge der Satzglieder weicht gelegentlich vom Hochdeutschen ab.
3. Kulturelle Bedeutung und Identität des Münsterländer Platts
Das Münsterländer Platt ist ein wesentlicher Bestandteil der regionalen Identität und eng mit dem kulturellen Leben im Münsterland verknüpft. Viele Traditionen, Volksfeste und Bräuche werden bis heute auf Plattdeutsch abgehalten. Das Schützenfest, das Erntedankfest und Karnevalsfeiern haben eine besondere Stellung in der Kultur des Münsterlands, und Plattdeutsch spielt hierbei eine wichtige Rolle.
Darüber hinaus sind viele Volkslieder, Sagen und Märchen im Münsterländer Platt überliefert. Sie spiegeln die Lebensweise und die Werte der Münsterländer Bevölkerung wider und sind oft humorvoll und volkstümlich geprägt. Ein Beispiel dafür sind „Plattdeutsche Theatertage“, bei denen örtliche Laienspielgruppen traditionelle und moderne Theaterstücke in Plattdeutsch aufführen.
4. Erhalt und Förderung des Münsterländer Plattdeutschen
Trotz der zunehmenden Verdrängung durch das Hochdeutsche gibt es im Münsterland zahlreiche Initiativen, die sich für den Erhalt und die Förderung des Plattdeutschen einsetzen:
- Heimatvereine und kulturelle Veranstaltungen: Heimatvereine in Orten wie Münster, Telgte und Warendorf bieten regelmäßig plattdeutsche Veranstaltungen, Vorträge und Lesungen an. Die „Niederdeutsche Bühne Münster“ ist ein bekanntes Beispiel, das Plattdeutsch auf die Bühne bringt.
- Plattdeutsch in Bildung und Medien: In Schulen und Kindergärten wird das Münsterländer Platt teilweise als Projekt oder AG angeboten. Auch im Radio und in lokalen Zeitungen gibt es Programme und Kolumnen auf Plattdeutsch, die die Sprache im Alltag präsent halten.
- Volksfeste und Feiern: Die regionale Verbundenheit wird auch durch volksnahe Feste wie das Maibaumsetzen und den Münsterländer Karneval betont, bei denen Plattdeutsch aktiv verwendet wird.
5. Herausforderungen und Zukunft des Münsterländer Platt
Das Münsterländer Platt steht vor großen Herausforderungen, da es vor allem von der älteren Generation gesprochen wird. Die jüngeren Menschen in der Region wachsen hauptsächlich mit Hochdeutsch auf und haben oft keinen direkten Bezug zur plattdeutschen Sprache. Zudem führt die fortschreitende Urbanisierung und die stärkere Anbindung an überregionale Medien zur weiteren Verdrängung des Dialekts.
Es gibt jedoch auch Anzeichen für eine wachsende Wertschätzung des Plattdeutschen, insbesondere durch die Arbeit von Heimatvereinen und kulturellen Initiativen. Die Digitalisierung könnte eine wichtige Rolle spielen, um das Münsterländer Plattdeutsch der Jugend näherzubringen. Beispielsweise könnten soziale Medien und Plattformen wie YouTube und Instagram als Kanäle genutzt werden, um das Interesse an der Sprache zu wecken.
Fazit
Das Münsterländer Plattdeutsch ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Kultur und Identität des Münsterlands und ein bedeutender Teil des westfälischen Plattdeutschen. Durch seine spezifischen sprachlichen Merkmale und seinen einzigartigen Wortschatz ist das Münsterländer Platt eine lebendige, traditionsreiche Mundart. Es steht jedoch vor der Herausforderung, in einer zunehmend hochdeutschsprachigen Umgebung erhalten zu bleiben.
Die Zukunft des Münsterländer Platts wird stark von den Anstrengungen abhängen, die junge Generation für die Sprache zu begeistern und sie als wichtiges Kulturgut der Region zu bewahren. Durch gezielte Bildungsangebote, digitale Medien und die Unterstützung durch Vereine und Gemeinden kann das Münsterländer Platt hoffentlich noch lange Zeit als lebendiger Teil des Münsterlands fortbestehen.
Ahler Gedicht - Dötakes und Geschichten
Wo giff dat wull noch op de Wial, dat de Kiärk fäng iähre Schöpkes, mit Chips und ohn dat kleene Geld, dat iss Christenlehre so in Motkes.
Ass Magister in de Schoole Ahle eins, lehut he uss Tofel, Griffel, Tintenfatt, bräg us bi dat eenmaleins, mangs gafft ok watt vört Gatt
So an manchen Dagen, to Ostern, Pingsten un ok Fasten, spüellt he füor uss Blagen, up den groten Geigenkasten.
Doch füor uss was ’t kinne Freude, wassen gar nicht gerne binnen, denn wi konnen to sine Geige, nich de richtigen Töne finden.
In Würden un in Ehren. doar sitt de Ahlsken ok up’t Amt, een, de döt sogar die jungen Lüe belehren, für den schworen Ehestand.
Nu wuss ik bloß, wu hee dat mäk, he iss wull düftig un auk helle, wie he dat all so unnerschedd, he, als Junggeselle.
Dat Schloß dat ligg in’n Norden, hohe Herren hebt dor Dag un Nacht, met hoge Titel und auk Orden, ehr Hab un Gut bewacht.
Met de Joahren ändert sik so allerhand. dat ligg so in de Natur, de doar von Dage bebaut sin Land, is aouk ne’n Ahisken Buer
Bundesstroat, Autobahn met Trassen, dat Thema is al oalt. doar mütt aouk wie Ahlsken passen, dat stört nich den Tosammenhoalt.
Vör allem hoalt de Oogen loss, föer de nächsten Tieden. dann moat aouk den Atomkoloss föer usse Döre wieken.
Döhnkes und Geschichten
Aus Anlass der 800-Jahr-Feier der Bauerschaft Ahle im Jahre 1988 habe ich ein Gedicht auf unsere Heimat Ahle verfasst.
Wat iss dat, wat us so geföllt an usse schöne Ahle, et iss dat Hiärtken von de Wiält un usse Heimat all.
Wi hebbt hier kinne Berge, et giff kinn Meer, und aouk kinn Watt, bloß ein paar kleene Hügel, süss iss hier alles platt,
Un doch geföllt us hier, in usse schöne Ahl’. un kummt aouk gerne wier, in dat kleene Tal.
Noch nie wass wie denn Mittelpunkt, und liggt doch middendrin, dat iss aouk den Grund, dat wie sind so “in”.
Alle mütt se dör dat Ahl’, den Heeksken in den Auske-Stadt, den Gräesken met de Perde all’, no den Düstermüllen Markt.
Dat giff so manche Prötken, met all de Noabers-Lüde, lot uns dat men biebehollen, för de nächsten Tieden.
Et sind de Mensken de hier wunnt, so deftig in de Sproak, und gastlich sind se rundherüm, för jeden een fröndlik Woart.
All kann ik se nich nömen, doar is nu de Tied to schmal, doch son paar de soll ih kennen, de wunnt hebt hier in Ahl'.
Muons mott he de Missen maken, usse Hiär-Öhm, de Pastor, miäddags spillt he an de Automaten, met sienen Jugendchor.